Muss man wissen

Wem gehört Israel und Palästina laut Koran und Tora?

Haben Juden einen religiösen Anspruch auf das gesamte Gebiet von Palästina und Israel? Die Antwort wird Sie erstaunen.


Geschichte Israels und Kanaans

Die Geschichte Israels reicht viele Tausende von Jahren zurück. Gebiete des heutigen Israel und Palästina waren vor über 4000 Jahren die Gebiete der Kanaaniter. 

Anschließend siedelten Juden zusammen mit den Kanaanitern in Kanaan und lebten viele Jahrhunderte zusammen. Die Israeliten glaubten an einen einzigen Gott (JHWH), den Gott des Alten Testaments. Die Kanaaniter glaubten an viele Götter. Der höchste Gott der Kanaaniter war El.

EL Gottheit Kanaan

Durch jüdische Besiedlungen und gewaltsame Konflikte vertrieben die Israeliten zunehmend die Kanaaniter aus dem Gebiet oder vermischten sich mit ihnen. Die Vielgötterei wurde verdrängt. Der jüdische Glaube herrschte vor.


Flucht aus und Rückkehr nach Kanaan

Aufgrund einer Hungersnot in Kanaan flohen Israeliten nach Ägypten, wo sie sich stark vermehrten. Aus Sorge vor zu viel Macht der Juden wurden diese durch den Pharao Ramses II versklavt.

Laut biblischer Überlieferung begegnete Moses (der jüdische Prophet) Gott in einem brennenden Busch. Gott soll Moses befohlen haben, das israelische Volk aus der ägyptischen Sklaverei nach Kanaan zurückzuführen.

Kanaan wird im Christentum, im Islam und im Judentum als geheiligtes Land bezeichnet.


Karte von Kanaan vom Geschichtswissenschaftler Professor Philip Schaff  | 1887 


Anmerkung: Die meisten Propheten des Korans haben jüdische Wurzeln. Einer der Propheten ist Moses bzw. im Koran Musa (muˉsaˉ مُوسَىٰ) genannt.

Moses war Hebräer /  Israelit und ist der wichtigste Prophet im Judentum. Auch im Islam erkennt man ihn als wichtigen Propheten an.

Koran: Sure 5, Verse 20 und 21

20
Und als Mūsā zu seinem Volk sagte: „O mein Volk, gedenkt der Gunst Allahs an euch, als Er unter euch Propheten einsetzte und euch zu Königen machte und euch gab, was Er niemandem (anderen) der Weltenbewohner gegeben hat.

 

21
O mein
Volk, tretet in das geheiligte Land ein, das Allah für euch bestimmt hat, und kehrt nicht den Rücken, denn dann werdet ihr als Verlierer zurückkehren.“ 

 

Koran: Sure 7, Vers 137

137
 Und Wir gaben dem Volk, das unterdrückt worden war, zum Erbe die östlichen und die westlichen (Gegenden) des Landes, das Wir gesegnet haben. Und das schönste Wort deines Herrn erfüllte sich an den Kindern Isrāʾīls dafür, daß sie standhaft waren. […]

(Quelle)
Anmerkung:
1. Die im Koran verwendete Mehrzahlform „Wir“ bezieht sich auf Gott (Allah)
2. Mit „Kindern Isrāʾīls“ ist „Kinder Israels“ gemeint, den Nachkommen des Propheten Jakob, der den Beinamen Israel trug und der als Stammvater der Juden gilt.

Was sagt die jüdischen Schriften zum Besitzanspruch von Kanaan

In der Tora  steht, dass Gott Kanaan Abraham  und seinen Nachkommen geben wird.  (Anmerkung: Der frühere Name von Abraham ist Abram)

Genesis 12,5 bis 12,7
Abram nahm seine Frau Sara mit, seinen Neffen Lot und alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die Knechte und Mägde, die sie in Haran gewonnen hatten. Sie wanderten nach Kanaan aus und kamen dort an.
Abram zog durch das Land bis zur Stätte von Sichem, bis zur Orakeleiche. Die Kanaaniter waren damals im Land.
Der Herr erschien Abram und sprach: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land. […]

(Quelle)

Anmerkung: Abraham gilt in beiden Religionen sowohl als Urvater der Juden als auch der Araber. Beide Religionen sind sich einig: Juden stammen von Abrahams Sohn Isaak bzw. konkreter von Isaaks Sohn Jakob (später Israel genannt) ab. Araber sollen von Abrahams Sohn Ismael abstammen, den er mit der Sklavin Hagar und nicht mit seiner Frau Sarah hatte. 

Jetzt würde man meinen, dass auch Ismael als Nachkomme gelte und somit auch den Arabern das Kanaan zustände. Jedoch nimmt die jüdische Überlieferung auch hierzu Stellung.  So heißt es in der Tora:

Genesis 17,19:
Gott entgegnete: Nein, deine Frau Sara wird dir einen Sohn gebären und du sollst ihn Isaak nennen. Ich werde meinen Bund mit ihm schließen als einen ewigen Bund für seine Nachkommen.  
(Quelle)

Genesis 21,9 bis 21,12
Eines Tages beobachtete Sara, wie der Sohn, den die Ägypterin Hagar Abraham geboren hatte, umhertollte.
Da sagte sie zu Abraham: Verstoß diese Magd und ihren Sohn! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht zusammen mit meinem Sohn Isaak Erbe sein. Dieses Wort verdross Abraham sehr, denn es ging doch um seinen Sohn.
Gott sprach aber zu Abraham: Sei wegen des Knaben und deiner Magd nicht verdrossen! Hör auf alles, was dir Sara sagt! Denn nach Isaak sollen deine Nachkommen benannt werden.
(Quelle)

Genesis 26,1 bis 26,6
[…] Isaak begab sich nach Gerar zu Abimelech, dem König der Philister. Da erschien ihm der Herr und sprach: Geh nicht nach Ägypten hinunter, bleib in dem Land wohnen, das ich dir verspreche. Halte dich als Fremder in diesem Land auf! Ich will mit dir sein und dich segnen. Denn dir und deinen Nachkommen gebe ich alle diese Länder und erfülle den Eid, den ich deinem Vater Abraham geleistet habe. Ich mache deine Nachkommen zahlreich wie die Sterne am Himmel und gebe ihnen alle diese Länder. […]
(Quelle)


Gen 35,10 bis 35,12
Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob. Dein Name soll jedoch nicht mehr Jakob lauten, sondern Israel soll dein Name sein. Er gab ihm also den Namen Israel. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige. Sei fruchtbar und vermehre dich! Ein Volk, eine Schar von Völkern soll aus dir hervorgehen, Könige sollen deinen Lenden entstammen.
Das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und auch deinen Nachkommen will ich es geben.
(Quelle)


Fazit

Die oberen Textstellen des Korans (Sure 5 Vers 20/21 und Sure 7 Vers 137) scheinen den Juden das  geheiligte Land (Kanaan) zuzusprechen.

Auch laut jüdischem Glauben scheint das Land den Juden zugesprochen zu sein.  


Schlussbemerkung: Die Rückkehr der Juden

Nach der Niederschlagung des letzten Judenaufstands gegen die Besetzung der Römer (Bar-Kochba-Aufstand 132–135 n. Chr.) benannte der römische Kaiser Hadrian die vormals als Judäa bezeichnete römische Provinz in Syria Palaestina um. Der Begriff Palästina war im Prinzip als Strafe für den Aufstand der Juden gedacht. Der Kaiser wollte, dass das jüdische Land in Vergessenheit gerät. Die Mehrheit der Juden wurde durch die Römer aus der Region vertrieben und verstreute sich über die ganze Welt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert kam es allmählich zu einer Rückwanderung, die 1948 den Höhepunkt fand, als der Israelische Staat ausgerufen wurde. Was den Juden durch die Römer weggenommen war, wurde durch die Engländer zurückgegeben. Vorher war die Region Palästina aber kein eigener Staat, sondern gehörte zu Großbritannien. Davor gehörte das Gebiet zum Osmanischen Reich. Erst 1988 wurde ein Staat Palästina ausgerufen, jedoch nicht von allen Un-Mitgliedsstaaten anerkannt.

Viele brutale Konflikte zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen erschüttern die Region seit Jahrtausenden. Vertreibungen und Gräultaten gab es auf beiden Seiten. Niemand hier ist wirklich unschuldig.

Da dieser Konflikt auch religiöse Wurzeln hat, lässt er sich nicht alleine politisch betrachten, sondern muss auch die religiösen Aspekte berücksichtigen. Nur so lässt er sich lösen. 

Juden haben genetisch eine hohe Übereinstimmung mit Arabern. Sie sind ein Brudervolk. Sie sollten sich gegenseitig wie Brüder und nicht wie Feinde behandeln.


Frage an die Leser

Was ist eure Meinung dazu? Schreibt mir bitte in die Kommentarbox. Gehört das geheiligte Land nach religiöser Vorstellung den Juden? Sollten gläubige Muslime das anerkennen, da der Koran dies zu bezeugen scheint? Wäre die Konsequenz daraus, dass muslimische Araber sich als Gast in der Region verstehen sollten, wenn sie den Koran bzw. Gottes Wort darin ernst nehmen?


Anmerkung für Koranleser

Im Islam werden andere Namen für Propheten verwendet. Gemeint sind aber identische Personen. Z. B. Musa (muˉsaˉ مُوسَىٰ) steht für Moses. Die vollständige Liste der Propheten finden Sie hier.



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