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Auswandern: 30 Tipps und Ablauf

Ich bin bereits mehrfach ausgewandert. Ich lebte in 3 unterschiedlichen EU-Ländern und einem Land außerhalb der EU. Insgesamt lebe ich bereits 19 Jahre im Ausland. Auswandern kann sehr leicht sein, wenn man bestimmte Dinge beachtet.

Innerhalb der EU gilt das Freizügigkeits-Prinzip, d. h. man kann sich ohne größere Umstände überall niederlassen. Hier gibt es nur wenige Voraussetzungen. Die Behördengänge werden auch schnell erledigt. Außerhalb der EU gibt es mehr Bedingungen, die aber in der Regel auch erfüllbar sind. Deutsche sind in den meisten Staaten der Welt, herzlich willkommen. Ihnen eilt der Ruf voraus, pünktlich, fleißig, anständig und ordentlich zu sein. 

Warum aus Deutschland auswandern?

Aus Deutschland auswandern

  1. Man möchte gerne mal ein anderes Umfeld erleben. 
  2. Meistens gibt es wesentlich niedrigere Steuern im Ausland. Deutschland ist leider Abgabenweltmeister.
  3. In vielen Ländern kann man auf sehr freundliche Menschen treffen. Deutschschland gilt eher als kühl und distanziert. 
  4. Bestimmte Regionen haben ein besseres Klima, z. B. am Meer oder in anderen Naturgebieten. 
  5. Die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind im Ausland günstiger.
  6. Im Zielland sind die Zukunftsaussichten für sich selbst und ggf. die eigenen Kinder besser.

Was sind die Gründe, nicht auszuwandern?

Leere Taschen

  1. Man hängt zu sehr an Freunden, Bekannten oder Verwandten. 
  2. Man hat keine Geldreserven für mindestens ein halbes Jahr für den Aufenthalt im Zielland. Die meisten Ausländerbehörden im Ausland verlangen einen Nachweis, dass man sich selbst versorgen kann, wenn man dort ansässig sein möchte, z. B. Geld auf dem Konto, einen Arbeitsvertrag, Nachweis einer Rente oder etwas anderes. 
  3. Man hat sich vorher nicht gründlich genug erkundigt, welches Land das geeignetste ist.
  4. Nachteile des Wunschlandes wurden nicht ausreichend recherchiert. 
  5. Man hat sich vorher in dem Wunschland nicht lange aufgehalten, um eine sichere Entscheidung zu treffen. 
  6. Ein bestimmtes Zielland passt nicht zu den eigenen Bedürfnissen (z. B. kulturell, zwischenmenschlich, sicherheitstechnisch etc.).

Welche Länder eignen sich zum Auswandern besser als andere?

Expat

Jeder mag etwas Anderes. Deshalb sollte man sich selbst vorher ein Bild von den unterschiedlichen Ländern machen. Hier ein paar Kriterien, die einem bei der Entscheidung helfen könnten: 

  • Sieht es im Zielland ordentlich und sauber aus?
  • Sind die Menschen freundlich?

  • Wie ist das Klima zu den unterschiedlichen Jahreszeiten?

  • Wie sieht die Kriminalitätsstatistik aus (Einbrüche, Raubüberfälle, Gewaltverbrechen etc.)?

  • Was sind die Voraussetzungen für die Niederlassung?

  • Wie teuer ist das Leben dort (Miete, Steuern, Versicherungen, Sonderabgaben, Renten- oder Krankenkassenbeiträge)? 

  • Hat man Lust, die Sprache zu erlernen, oder spricht sie ggf. schon?  (Sich mit Einheimischen unterhalten zu können, kann sehr viel ausmachen.)
  • Wie hoch ist der Bildungsgrad der Einheimischen? (Gebildete Menschen sind in der Regel angenehmer.)

Weitere Tipps zur Entscheidungsfindung und zum Ablauf beim Auswandern

Info

Falls die Entscheidung für ein Land bereits feststeht, kann man zu Schritt 6 springen.

  1. Erkundige dich zu den einzelnen Ländern bereits im Internet (auch unter Nutzung der vorher genannten Fragen).

    Man kann sich z. B. hervorragend in Internet-Gruppen zu den Ländern erkundigen. Z. B. auf Facebook kann man die dortige Suchfunktion nutzen.  Verwende hierzu folgende Suchbegriffe (Beispiel für Ungarn): „Deutsche in Ungarn“, „Deutsche in Budapest“, „Auswandern Ungarn“, „Auswandern Budapest“.

    Warum Budapest im Beispiel Ungarn, auch wenn man gar nicht nach Budapest möchte? Weil sich dort die meisten Auswanderer aufhalten und sich daher auch Auswandergruppen bilden. 

    Folge den oben genannten Gruppen und stelle dort deine Fragen, so dass dir gleich mehrere Auswanderer antworten können. 

  2. Nehme Kontakt über E-Mail auf. Für Fragen, die nicht über eine Internetrecherche geklärt werden konnten oder um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich, Behörden, Berater oder einen spezialisierten Anwalt im Zielland direkt zu kontaktieren. Gerade spezialisierte Anwälte können hier weiterhelfen (z. B. Anwälte für Migration Law, Visa Law, Expat Legal Service, International Law oder ähnliches). Dies betrifft vor allem Ländern, bei dem die Niederlassung schwieriger ist. 

    Beispiel für Steuerfragen:
    Kontaktiere einen ansässigen Steuerberater im Zielland. Vereinbare ein einstündiges, bezahltes Beratungsgespräch (z. B. über Telefon oder Videocalls). Lasse dich aufklären, wie hoch in deinem Fall die Steuern wären und welche Modelle zur Steuerminimierung es gibt. Spreche alle vorgeschlagenen Steuermodelle auch mit einem deutschen Steueranwalt ab, ob diese legal sind oder zu Problemen mit dem deutschen Finanzamt führen könnten.

  3. Reise in die Länder. Sobald du eine Liste mit den Ländern hast, die in Frage kommen, solltest du dort hinfahren, um dir einen Eindruck zu verschaffen. Spreche mit Leuten vor Ort. Lasse dir Tipps gegen. Frage die Einheimischen, was sie an ihrem Land gut und was schlecht finden. Schaue dir die Leute genau an: Sind sie  freundlich zu Fremden und untereinander? Sehen sie glücklich und zufrieden aus? Sind sie hilfsbereit? Sind sie intelligent und gebildet? Sind die Gespräche mit ihnen angenehm?

    Zwar hängt all das von dem ab, wen man trifft, aber so einen Grund-Eindruck kann man sich schon machen. 

  4. Treffe eine Entscheidung. Schaue dir all die Daten an, die du gesammelt und hoffentlich schriftlich festgehalten hast. Entscheide dich dann für ein Land, in dem du Leben möchtest. 
  5. Informiere dein Umfeld über deine Entscheidung. Vor allem Freunde und Familie sollten über deine Pläne Bescheid wissen. Eventuelle Einwände sollten vor dem Umzug geklärt werden. 
  6. Fange an, die Sprache zu erlernen. Falls im Zielland eine Sprache gesprochen wird, die du nicht verstehst, ist es sinnvoll, sich die Sprache schon frühzeitig anzueignen. Nutze hierzu Sprach-Apps für dein Smartphone (wie z. B. Dualingo) oder besuche Sprachkurse für Ausländer. Sich mit Leuten unterhalten zu können, ist nicht nur nützlich, sondern kann das Leben vor Ort gravierend verbessern.
  7. Miete oder kaufe eine Wohnung, ein Zimmer oder ein Haus im Zielland. Hier können Makler (Real Estate Agents) behilflich sein. Falls du zur Miete wohnen wirst, wäre es gut, wenn die Mietzahlungen erst dann beginnen, sobald du alle Aufgaben in Deutschland  abschließend erledigt hast. (Siehe folgende Punkte 8 und 9)
  8. Besorge alle benötigten Unterlagen. Geburtsurkunde, Staatsangehörigkeitsnachweis, ggf. Einbürgerungsurkunde, Heiratsurkunde, ein polizeiliches Führungszeugnis etc). 

    Erneuer deine Ausweise, so dass sie noch lange gültig sind. Beachte: Dies kann ein paar Wochen dauern, bis man die neuen Dokumente erhält.

    Manche Länder benötigen Übersetzungen wichtiger Dokumente. Falls ja, lasse beglaubigte Übersetzungen in der Zielland-Sprache anfertigen (falls die Sprache nicht bereits im Dokument  vorhanden ist).

    Manchmal (außerhalb der EU) werden auch Apostillen (Nachweise auf  Echtheit von Urkunden) benötigt. Folgende Behörden stellen Apostillen aus. 

  9. Gehe zum Bürgeramt. Melde dich von deinem jetzigen deutschen Wohnsitz ab und erhalte die amtliche Abmeldebestätigung, die du gut aufbewahren solltest.  Bürgeramt heißt in deiner Stadt ggf. anders, z. B. Einwohnermeldeamt, Meldestelle, Einwohnerdienst etc.

    Hinweis: Aus steuerlichen Gründen solltest du keine Wohnung, kein Haus und auch kein Zimmer in Deutschland haben. Alles, bei dem das Finanzamt denken könnte, dass dein Lebensmittelpunkt noch in Deutschland ist, kann dir ggf. steuerlich zum Verhängnis werden. Befrage hierzu bei Bedarf auch einen deutschen Steuerberater, was du beim Auswandern beachten solltest. Dies gilt auch für die Abmeldung eines Gewerbes. 

  10. Ziehe um. Nachdem alle Formalien geklärt sind, kannst du mit dem Umzug anfangen. 

    Falls du nichts Größeres aus Deutschland mitnehmen möchtest, brauchst du dir keine weiteren Gedanken zu machen.

    Hast du aber Möbel, Akten, Bücher etc., auf die du nicht verzichten willst, solltest du deinen Umzug gut organisieren.

    Bei Bedarf kannst du einen Container bei einer Spedition bestellen, wenn du sehr viele Möbel hast, die du mitnehmen möchtest. Der Container wird vor deine Haustür gesetzt und nachdem du ihn befüllt hast, wird er mit einem LKW (und später ggf. von einem Schiff und einem weiteren LKW) zum Zielort ins Ausland gebracht. Dort kannst du ihn dann in deine neue Wohnung ausladen. Beachte auch hier Zollbestimmungen des Auslandes. Ggf. brauchst du einen Agenten, der dir mit der Zollabfertigung hilft. Beim Umzug innerhalb der EU, ist dies nicht nötig, weil es keine EU-internen Zölle gibt.

    Falls du nicht so viele Möbel hast, könnte auch ein Kleintransporter ausreichen. Alternativ kannst du ein Umzugsunternehmen beauftragen, das dir die ganze Arbeit abnehmen kann. 

  11. Registriere dich bei der dortigen Einwohnermeldestelle. Sobald du mit dem Umzug durch bist, kannst du dich im Ausland registrieren. Je nachdem, welches Land es ist, kann es ein  Einwohnermeldeamt, eine Ausländerbehörde, ein Immigrationsamt, Polizei oder die Gemeindeverwaltung sein.

    Solltest du ein Gewerbe haben, denke bitte auch an die Gewerbeanmeldung.

    Nochmal der Hinweis, da er wichtig ist: Erkundige dich vor deiner Ausreise, welche Dokumente du für die Registrierung bei der Einwohnermeldestelle im Zielland benötigst. Versichere dich dann lieber noch einmal, dass die Angaben richtig sind. 

Ich hoffe, die Infos können dir nützlich sein. Ich wünsche dir viel Spaß beim Auswandern. Es ist ein spannendes Abenteuer und vielleicht Teil deiner glücklichen Zukunft. 



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